Corona-Schutzimpfung
15:00 · 18. November 2022

Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche: Warum und ab welchem Alter sich auch Kinder und Jugendliche impfen lassen sollten

Mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen steht ein wirkungsvoller Schutz vor schweren COVID-19-Krankheitsverläufen auch für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Kindern ab fünf Jahren sich mit Hilfe der Impfung zu schützen. Haben Kinder Vorerkrankungen, rät sie schon ab einem Alter von sechs Monaten zur Impfung.

Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche

Der COVID-19-Impfschutz ist vor allem für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen wichtig, denn sie haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf. Zu diesen Vorerkrankungen gehören zum Beispiel schwere Erkrankungen des Herzens, Tumorerkrankungen, Trisomie 21 oder starkes Übergewicht. Rund 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben die Möglichkeit bereits genutzt und sind mindestens einmal geimpft (siehe Impfdashboard). Doch die Kinderimpfung ist auch mit Fragen verbunden: Wie sicher ist der Impfstoff für Kinder? Sollten sich alle Kinder damit impfen lassen? Und ab welchem Alter? Hier finden Sie Antworten auf wichtige Fragen.

Mit welchen Impfstoffen können Kinder geimpft werden?

Welchen Impfstoff Kinder erhalten können, hängt vom Alter ab. Bereits im Jahr 2021 wurde ein mRNA-Impfstoff mit angepasstem Wirkstoffgehalt für Kinder von 5 Jahren bis zu einem Alter von 11 Jahren zugelassen (Comirnaty® 10 Mikrogramm/Dosis Konzentrat zur Herstellung einer Injektionsdispersion): Im Gegensatz zum Impfstoff für Jugendliche und Erwachsene enthält der Kinderimpfstoff mit nur zehn Mikrogramm (μg) mRNA pro Dosis eine geringere Dosierung als der Impfstoff für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren (30 μg pro Dosis). Auch der Impfstoff Spikevax® (in Deutschland verfügbar ist 0,2 mg/ml Injektionsdispersion) wurde für die Altersgruppe von 6- 11-Jährige zugelassen.

Nach Genehmigung eines Impfstoffs für Kleinkinder unter 5 Jahren, rät die STIKO seit dem 17. November 2022 Eltern von Kindern im Alter von 6 Monaten bis vier Jahren mit Vorerkrankungen oder z. B. bei Frühgeburtlichkeit bis zwei Jahren zur Impfung. Dafür empfiehlt sie den Impfstoff Comirnaty® 3 Mikrogramm/Dosis Konzentrat zur Dispersion.

Für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren ist neben Comirnaty® auch der Impfstoff Nuvaxovid® von Novavax für die Grundimmunisierung zugelassen. Die Auffrischungsimpfung wird in dieser Altersklasse vorzugsweise mit den an die Omikron Variante angepassten Impfstoff (Comirnaty Original/Omicron BA.1 oder Comirnaty Original/ Omicron BA.4/5) vorgenommen.

Was empfiehlt die STIKO für gesunden Kindern? 

In der aktuellen COVID-19-Impfempfehlung der STIKO wird allen gesunden Kindern empfohlen:

  • im Alter von 5 bis 11 Jahren eine einmalige Impfung vorzugsweise mit dem Impfstoff Comirnaty® in Kinderdosierung (10 μg) von BioNTech/Pfizer. Die Verwendung von Spikevax (50 μg) ist für 6- bis 11-jährige Kinder ebenfalls möglich. 
  • im Alter von 12 bis 17 Jahren eine Grundimmunisierung mit zwei Impfdosen, vorzugsweise Comirnaty® (30 μg) von BioNTech/Pfizer, im Abstand von drei bis sechs Wochen oder zwei Impfdosen Nuvavoxid® von Novavax (5 μg) im Abstand von mindestens drei Wochen. Außerdem empfiehlt die STIKO ihnen eine Booster-Impfung vorzugsweise mit dem an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff Comirnaty® (30 μg) von BioNTech/Pfizer ab sechs Monaten nach der Grundimmunisierung.

Ihre Empfehlung für Kinder unter 12 Jahren mit Kontakt zu Personen mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf hat die STIKO am 17. November 2022 angepasst. Aktuelle Daten zeigen, dass die Impfung nur für einen kurzen Zeitraum vor der Übertragung der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 schützt und dieser Schutz vor Infektion nicht verlässlich ist. Die Impfung schützt aber weiterhin sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen. Daher rät die STIKO dazu, im Einzelfall und mit Hilfe ärztlicher Beratung zu entscheiden, ob zusätzliche Impfungen bei Kindern ohne Vorerkrankungen im Alter von 6 Monaten bis 11 Jahren durchgeführt werden sollen.

Was empfiehlt die STIKO Kindern mit Vorerkrankungen? 

Für Kinder mit Vorerkrankungen ist der Impfschutz besonders wichtig, denn sie haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf. Nach Zulassung der Impfstoffe für Kleinkinder empfiehlt die STIKO allen Kindern mit Vorerkrankungen ab einem Alter von 6 Monaten folgendes:

  • Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren eine vollständige Grundimmunisierung mit einem für diese Altersgruppe zugelassenen mRNA-Impfstoff, vorzugsweise Comirnaty® von BioNTech/Pfizer. Dazu sollen drei Impfdosen (je 3 μg) im Abstand von mindestens 3 bis 8 Wochen zur vorangegangenen Impfung verabreicht werden. Alternativ kann der Kinder-Impfstoff Spikevax® für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren verwendet werden (2 Impfstoffdosen, je 25 μg, im Abstand von mindestens 4 Wochen). Dieser ist jedoch in der für Kleinkinder vorgeschriebenen Dosierung in Deutschland derzeit nicht verfügbar. Auch Frühgeborene, die das zweite Lebensjahr noch nicht vollendet haben, tragen ein erhöhtes Risiko und sollen demnach geimpft werden. Bei Kindern, die bereits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, empfiehlt die STIKO, die Impfserie um eine Dosis zu reduzieren. Sie sollen also zwei Impfstoffdosen Comirnaty® bzw. eine Impfstoffdosis Spikevax® erhalten. Eine Liste der bei Kindern relevanten Vorerkrankungen findet sich in der STIKO-Empfehlung.
  • im Alter von 5 bis 11 Jahren eine Grundimmunisierung mit zwei Impfdosen Comirnaty® (10 µg) von BioNTech/Pfizer im Abstand von drei bis sechs Wochen oder Spikevax® (50 µg) im Abstand von vier bis sechs Wochen, sowie zwei Auffrischungsimpfungen nach sechs Monaten. 
  • im Alter von 12 bis 17 Jahren eine Grundimmunisierung mit zwei Impfdosen Comirnaty® (30 µg) von BioNTech/Pfizer im Abstand von 3 bis 6 Wochen oder mit zwei Impfdosen Nuvavoxid® (5 µg) von Novavax im Abstand von 3 Wochen sowie eine Auffrischungsimpfung, vorzugsweise mit dem an die Omikron Variante angepassten Impfstoff (Comirnaty Original/Omicron BA.1 oder Comirnaty Original/ Omicron BA.4/5).

Was empfiehlt die STIKO Kindern mit Immunschwäche? 

Wie viele Impfungen Kinder mit Immunschwäche erhalten sollten, hängt auch von der Art und Ausprägung ihrer Immunschwäche ab und davon, ob sie bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Grundsätzlich empfiehlt ihnen die STIKO: 

  • im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren eine vollständige Grundimmunisierung mit einem für diese Altersgruppe zugelassenen mRNA-Impfstoff, vorzugsweise Comirnaty® von BioNTech/Pfizer. Dazu sollen drei Impfdosen (je 3 μg) im Abstand von mindestens 3 bis 8 Wochen zur vorangegangenen Impfung verabreicht werden. Auch Spikevax® ist für Kinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren in einer Kinderdosierung zugelassen (2 Impfstoffdosen, je 25 μg, im Abstand von mindestens 4 Wochen). Dieser ist jedoch in der für Kleinkinder vorgeschriebenen Dosierung in Deutschland derzeit nicht verfügbar. Bei Kindern mit Immundefizienz, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, sollte im Einzelfall entschieden werden, ob eine vollständige Impfserie verabreicht werden soll. Dies hängt maßgeblich von Art und Ausprägung der Immundefizienz ab.
  • im Alter von 5 bis 11 Jahren – je nach Art und Ausprägung der Immunschwäche – mindestens drei Impfdosen Comirnaty® (10 µg) von BioNTech/Pfizer zur Grundimmunisierung. Diese sollten im Mindestabstand von vier Wochen zur vorangegangenen Impfstoffdosis erfolgen. Außerdem empfiehlt die STIKO immungeschwächten Kindern zwei Auffrischungsimpfungen im Abstand von mindestens drei Monaten zur vorangegangenen Impfdosis. 
  • im Alter von 12 bis 17 Jahren – je nach Art und Ausprägung der Immunschwäche – mindestens drei Impfdosen Comirnaty® (30 µg) von BioNTech/Pfizer oder Nuvavoxid® (5 µg) von Novavax zur Grundimmunisierung. Außerdem empfiehlt die STIKO immungeschwächten Kindern zwei Auffrischungsimpfungen im Abstand von mindestens drei Monaten zur vorangegangenen Impfdosis (bevorzugt mit Comirnaty® (30 µg) von BioNTech/Pfizer oder Spikavax (100 µg) von Moderna).

Was empfiehlt die STIKO genesenen Kindern? 

Gesunden Kindern, die mit dem Coronavirus infiziert waren, empfiehlt die STIKO:

  • Wenn sie zwischen 5 und 11 Jahre alt sind, sollten sie sich drei Monate nach der Infektion einmalig mit Comirnaty® (10 µg) von BioNTech/Pfizer impfen lassen.
  • Wenn sie zwischen 12 und 17 Jahre alt sind, sollten sie sich drei Monate nach der Infektion impfen lassen und zwar mit zwei Impfdosen Comirnaty® (30 µg) von BioNTech/Pfizer im Abstand von 3 bis 6 Wochen oder mit zwei Impfdosen Nuvavoxid® (5 µg) von Novavax im Abstand von 3 Wochen.

Bitte lassen Sie sich in jedem Fall ärztlich beraten, um persönliche Fragen zu klären. Eine gute Orientierung, wer wie geimpft werden sollte, bietet auch der Corona-Impfcheck der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). 

Wie wirksam und sicher ist der Kinderimpfstoff?

In den Zulassungsstudien senkte der Impfstoff Comirnaty® (10 μg) bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren das Risiko einer COVID-19-Erkrankung um rund 90 Prozent. Auch Spikevax® (50 μg) von Moderna erzielte in klinischen Studien bei 6- bis 11-Jährigen mit rund 76 Prozent eine hohe Wirksamkeit zur Verhinderung von Infektionen mit dem Coronavirus.

Wie gut schützt der Impfstoff für Kinder vor Virusvarianten?

Neue Beobachtungsdaten zum für Kinder angepassten Impfstoff von BioNTech/Pfizer zeigen eine deutliche Reduktion der Schutzwirkung gegen Infektionen mit der aktuell vorherrschenden Omikron-Variante. Aber: Es wird auch deutlich, dass die vollständige Impfung weiterhin gut gegen schwere Erkrankungen schützt. Die Schutzwirkung fällt bei 5- bis 11-Jährigen vermutlich wegen der reduzierten Dosierung insgesamt geringer aus und lässt schneller nach als bei 12- bis 17-Jährigen. Durch das hohe Infektionsgeschehen in der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen kann jedoch bei einem Großteil der Kinder durch eine Impfung eine sogenannte hybride Immunität aufgebaut werden, also eine Kombination aus einem natürlich erworbenen Schutz durch eine Coronavirus-Infektion und einem Schutz durch den Impfstoff. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass diese Kombination besser vor Infektionen mit bisher bekannten Virusvarianten schützt als eine alleinige Infektion oder eine alleinige Impfung. Durch die breitere Immunantwort bestehe möglicherweise auch ein besserer Schutz gegen neue Virusvarianten, so die STIKO. 

Warum sollen gesunde Kinder zwischen 5 und 11 Jahren zunächst nur einmal geimpft werden? 

Mit der einmaligen Corona-Schutzimpfung können Kinder eine sogenannte Basisimmunität gegen das Coronavirus aufbauen, mit der ihr Immunsystem das Virus schneller erkennen und dann erfolgreich bekämpfen können. Die einmalige Impfung hat das Ziel, das Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei (erneuter) Infektion zu senken und auch das Risiko für Langzeitfolgen einer Infektion. Auch hilft der Aufbau einer Basisimmunität, die Immunantwort schnell durch eine spätere weitere Impfung zu verstärken. Dies kann dann z.B. notwendig sein, falls Varianten auftreten sollten, die Kinder schwerer krank machen.  

Die Vervollständigung der Grundimmunisierung mit einer zweiten Impfdosis bei gesunden Kindern hält die STIKO vor dem Hintergrund der hohen Seroprävalenz in dieser Altersgruppe und dem überwiegend milden Krankheitsverlauf aktuell nicht für notwendig. Bei individuellem Wunsch von Kindern und Eltern bzw. Sorgeberechtigten kann die vollständige COVID-19-Grundimmunisierung auch bei 5- bis 11-jährigen Kindern ohne Vorerkrankungen nach ärztlicher Aufklärung erfolgen.

Daten von Erwachsenen legen außerdem nahe, dass ein längerer Abstand zwischen den beiden Impfdosen zur Grundimmunisierung eine höhere Wirksamkeit erzielen kann. Deshalb und mit Blick auf eine mögliche neue Infektionswelle empfiehlt die STIKO, allen 5- bis 11-jährigen Kindern zunächst eine einmalige Impfung. So lässt sich ein möglichst langer Impfabstand erreichen, falls sich aufgrund der epidemischen Lage oder neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Notwendigkeit einer weiteren Impfung zur Optimierung des Immunschutzes ergibt. 

Gut zu wissen:

In anderen Ländern kommt der Kinderimpfstoff schon länger zum Einsatz, zum Beispiel in den USA: Millionen Kinder zwischen 5 und 11 Jahren sind dort bereits gegen COVID-19 geimpft worden und täglich kommen mehr dazu. Expertinnen und Experten können dadurch jeden Tag zusätzliche Daten und Erfahrungswerte zur Kinderimpfung sammeln, die die Erkenntnisse zum Sicherheitsprofil des Impfstoffs weiter erhöhen. Die Impfstoffe werden also auch nach ihrer Zulassung permanent überwacht und die Impfempfehlungen bei neuen Erkenntnissen, Gefahrensignalen oder steigenden Infektionszahlen entsprechend angepasst.

Weitere Informationen zu den Nebenwirkungen finden Sie im aktuellen mRNA-Aufklärungsmerkblatt und in den elektronisch zugänglichen Produktinformationstexten, die über das Paul-Ehrlich-Institut zugänglich sind.

Aufklärungsmerkblatt zur Corona-Schutzimpfung (mRNA-Impfstoff)

 

Wo kann ich mein Kind impfen lassen?

Vor allem Vertragsärztinnen und -ärzte, wie Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte führen die Impfungen durch. Auch Krankenhäuser mit Kinderkliniken beziehungsweise pädiatrischen Abteilungen und Impfzentren mit entsprechend Beratungskonzepten können den Impfstoff für Kinder verabreichen. Am besten erkundigen Sie sich bei Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt nach der Corona-Schutzimpfung. Personen ab 12 Jahren können sich zudem bundesweit in Impfzentren, bei lokalen Impfaktionen oder zum Beispiel in Apotheken impfen lassen. Auch auf den Webseiten der Bundesländer finden Sie Informationen zu Impfangeboten in Ihrer Nähe. 

 

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