Mit psychischen Belastungen einen Weg finden
Fühlen Sie sich durch die Coronavirus-Pandemie psychisch belastet? Tipps, wie Sie damit umgehen können und Anlaufstellen für Hilfsangebote finden Sie hier.
Die Coronavirus-Pandemie stellt uns seit einigen Monaten immer wieder vor Herausforderungen und das ist ohne Zweifel oft nicht leicht. Menschen, die auch schon zuvor unter psychischen Belastungen oder gar einer psychischen Erkrankung gelitten haben, erleben derzeit vielleicht, dass die Symptome z. B. einer Depression, Angst- oder Zwangserkrankung erneut auftreten oder sich verstärken. Eventuell sind sogar neue Beschwerden hinzugekommen. Auch kann es sein, dass der Suchtmittelkonsum bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zugenommen hat.
Verlieren Sie nicht den Mut!
Wir möchten Sie ermutigen und unterstützen, diese besonders herausfordernde Zeit zu bewältigen. Bleiben Sie zuversichtlich und denken Sie immer wieder an Ihre Stärken und Ressourcen. Behalten Sie im Blick, welche Hürden Sie bereits erfolgreich genommen haben und welche hilfreichen Erfahrungen damit verbunden sind. Kompetenzen, die Sie aus dieser Phase mitnehmen, werden ein starker Boden für den Umgang mit Krisensituationen in der Zukunft sein.
Halten Sie so gut es geht aufrecht, was Sie stärkt
Erhalten Sie sich Ihre Tagesstruktur, planen Sie täglich positive Aktivitäten ein, setzen Sie sich persönliche, wohltuende Ziele und bleiben Sie im Kontakt mit anderen Menschen. Nutzen Sie alle Strategien, die Sie sich bisher schon für die Verbesserung Ihres Befindens erarbeitet haben und die auch unter bestehenden Einschränkungen möglich sind. Versuchen Sie, ergänzende Hilfsmittel zu finden, die Sie entlasten und stärken. Gewinnen Sie Stärkendes zurück!
Sprechen Sie mit vertrauten Menschen über Ihre Situation
Es tut gut, sich mitteilen zu können und Verständnis und Unterstützung zu erfahren. Teilen Sie nahestehenden Menschen mit, wie sie Sie in schwierigen Momenten am besten unterstützen können.
Verzichten Sie auf den Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen
Versuchen Sie, so gut es geht über andere Wege zur Ruhe zu kommen. Greifen Sie auf Ihre individuellen und bewährten Hilfsmittel abseits von Alkohol oder anderen Substanzen zurück. Sprechen Sie mit unterstützenden Menschen, die Ihre Situation kennen, ehe Sie zu Alkohol oder zu anderen Substanzen greifen. Trauen Sie sich zu, diese schwierigen Momente über andere Wege zu bewältigen.
Nutzen Sie weitere Informationen und Tipps
Nutzen Sie auch die Hinweise der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs). Auch die Website Psychenet – Netz psychische Gesundheit sowie das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit bieten hilfreiche Informationen und Tipps.
Tipps für insbesondere junge Menschen bietet die Webseite: https://deinkopfvollerfragen.de/
Auch professionelle Unterstützungs- und Beratungsangebote stehen zur Verfügung
Wenn Sie nicht auf Unterstützung im persönlichen Umfeld zurückgreifen möchten oder können oder diese nicht ausreicht, steht Ihnen auch während der Coronavirus-Pandemie ein breites Unterstützungsangebot zur Verfügung:
- In vielen Städten und Gemeinden gibt es psychologische Beratungsstellen, die Menschen bei persönlichen Problemen und Krisen, bei Problemen in der Partnerschaft oder der Familie kostenlos und vertraulich beraten. Adressen von Beratungsstellen in Ihrer Nähe können Sie beispielsweise mit Hilfe des „Beratungsführer online" der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. (DAJEB) recherchieren.
- Anlaufstellen im Falle einer psychischen Krise können unter anderem die Sozialpsychiatrischen Dienste sein, die bei den örtlichen Gesundheitsämtern angesiedelt sind sowie örtliche psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen oder psychiatrische Institutsambulanzen. Die Kontaktdaten sind z. B. im örtlichen Telefonbuch oder im Internet zu finden.
- Wenn Sie vermuten, dass Sie längerfristige Unterstützung in Form einer ambulanten oder stationären Psychotherapie benötigen: Anlaufstellen sind Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt, Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Sie können über die Arztsuche der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auch gezielt Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit bestimmten Eigenschaften (z. B. Fremdsprachenkenntnisse) suchen. Eine weitere Anlaufstelle sind psychotherapeutische Institutsambulanzen der Universitäten. Ambulante Psychotherapien können während der Coronavirus-Pandemie auf Basis einer Sonderregelung durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen auch per Telefon oder Videosprechstunde durchgeführt werden.
Wenn eine akute psychische Krise oder ein psychischer Notfall sofortige Hilfe erforderlich macht, können folgende Anlaufstellen weiterhelfen:
- Der ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen ist außerhalb der üblichen Praxissprechzeiten (z. B. nachts, an Wochenenden und an Feiertagen) bundesweit erreichbar über die Rufnummer 116 117. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.kbv.de/html/aerztlicher_bereitschaftsdienst.php.
- Als Sofortmaßnahme kann gegebenenfalls eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aufgesucht werden. Adressen sind dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (Rufnummer: 116117) bekannt.
- Die Telefonberatung der BZgA steht Ihnen kostenlos und anonym unter 08002322783 zur Verfügung.
- Die TelefonSeelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar unter folgenden Rufnummern: 0800 111 0 111, 0800 111 0 222 oder 116123. Darüber hinaus steht ein Beratungsangebot per Mail oder Chat zur Verfügung; Webseite: www.telefonseelsorge.de Die TelefonSeelsorge bietet zudem die kostenlose App „Krisen Kompass“ an.
- Das Info-Telefon Depression steht kostenfrei unter der Rufnummer 0800 33 44 533 zur Verfügung; Sprechzeiten: Mo, Di, Do – 13.00 bis 17.00 Uhr; Mi und Fr – 08.30 bis 12.30 Uhr, Webseite: www.deutsche-depressionshilfe.de.
- Das „SeeleFon für Flüchtlinge“ in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch richtet sich an Geflüchtete oder ihre Angehörigen, die Informationen über konkrete Möglichkeiten der psychologischen Versorgung in Deutschland benötigen. Erreichbar montags, dienstags und mittwochs jeweils von 10:00 bis 12:00 Uhr sowie von 14:00 bis 15:00 Uhr, Tel.: 0228 71002425, Webseite: www.bapk.de/angebote/seelefon.
Im Fall einer akuten, potentiell sogar lebensbedrohlichen Notlage, beispielsweise bei akuter Suizidgefahr, sollte die Notrufnummer 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst gewählt werden. Die 112 sollte auch angerufen werden, wenn die Situation unklar ist, aber lebensbedrohlich sein könnte.