Perspektiven durch Impfen und Testen
Das Impftempo steigt weiter. Seit Anfang April wird auch in Arztpraxen geimpft und ab Juni soll die Impfung in den Betrieben beginnen. Im Juni wird auch die Impfpriorisierung wegfallen. Die Möglichkeit des Testens bringt uns zusätzlich mehr Sicherheit im Alltag. Welche Fragen bewegen Sie in diesem Zusammenhang? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beantwortet Ihre Fragen mit seinen Gästen Prof. Dr. Alena Buyx, Prof. Dr. Klaus Cichutek und Prof. Dr. Lothar H. Wieler.

Zusammen gegen Corona Live – Perspektiven durch Impfen und Testen (08.05.2021)
Das spürbar steigende Impftempo, umfangreiche Testmöglichkeiten und mehrere zugelassene und wirksame Impfstoffe führen dazu, dass die Inzidenzrate von COVID-19 in Deutschland kontinuierlich sinkt. Ein Drittel der deutschen Bevölkerung hat mindestens eine Dosis der Corona-Schutzimpfung erhalten. Dennoch befinden wir uns immer noch in der dritten Welle der Pandemie. Wie sehen unsere Perspektiven in den kommenden Wochen aus?
Im Livestream am 8. Mai 2021 begrüßte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als Gäste auf dem Podium Frau Professor Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats und Professorin für Medizinethik an der Technischen Universität München, Professor Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, und per Videoschalte Herrn Professor Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Im Verlauf der Veranstaltung wurden auch sechs Zuschauerinnen und Zuschauer zugeschaltet, die ihre Fragen persönlich an das Podium stellen konnten.
Mehrspurig Impfen und umfassend Testen
Testen und Impfen sind zwei entscheidende Bausteine der Pandemiebekämpfung: Mittlerweile gibt es in Deutschland eine flächendeckende Test-Infrastruktur, die den Zugang zum Testen wesentlich vereinfacht. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich mindestens einmal in der Woche kostenlos testen lassen. Auch für Kinder werden die Testoptionen ständig ausgebaut und die Anwendung verbessert. Für Professor Wieler steht die Kombination aller Schutzmaßnahmen – also Impfen, Testen und die AHA+L-Regel – nach wie vor im Vordergrund der Pandemiebekämpfung.
Der Minister kündigte an, dass im Juni 2021 die Priorisierung von Impfgruppen aufgehoben wird. Er betonte, dass alle Bürgerinnen und Bürger einen Anspruch auf die Corona-Schutzimpfung haben.
Jens Spahn hob die Bedeutung der Betriebsärztinnen und -ärzte in der Impfstrategie ab Juni 2021 hervor, da mit ihnen noch mehr Menschen für die Impfung erreicht werden könnten:
“Wichtiger ist, dass wir alle impfen, die sich impfen lassen können. Damit schützen wir alle viel besser”, so Minister Spahn.
Mit Rücksicht und Pragmatismus durch die Pandemie
Mit der Einbindung von Arztpraxen in die Impfstrategie ist das Impftempo gestiegen und die Impf-Infrastruktur wurde verstärkt. Vor diesem Hintergrund warb Frau Professor Buyx dafür, dass alle, die einen Impftermin haben, diesen auch wahrnehmen. Nur so könne vermieden werden, dass abends Impfdosen übrig bleiben. Aus ethischer Perspektive hält sie eine sinnvolle Flexibilität bei der Priorisierung von Impfgruppen für angebracht. Strafen und Sanktionen seien jedoch auch bei einer begründeten Abweichung von der Priorisierung nicht zielführend. Minister Jens Spahn bestätigte dies und setzt auf
„Bereitschaft zum Pragmatismus“.
Phase des Übergangs
Trotz der sehr hohen, nachgewiesenen Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe gibt es noch einige offene Fragen, die aktuell wissenschaftlich geklärt werden. Dies betrifft zum Beispiel Impfungen mit zwei verschiedenen Impfstofftypen – Erstimpfung mit einem Vektor-Impfstoff und Zweitimpfung mit einen mRNA-Impfstoff (das sogenannte „heterologe Impfschema“). Schwangeren Frauen und stillenden Müttern riet Professor Cichutek, sich mit ihren Frauenärztinnen und -ärzten zu beraten, denn aktuell gebe es noch keine ausreichende wissenschaftliche Datenbasis, um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Für die Impfungen, die im Rahmen der staatlichen Impfkampagne seit dem 27. Dezember 2020 durchgeführt wurden und werden, kündigte der Minister eine rückwirkende Klarstellung durch den Gesetzgeber zur Entschädigungsregelung für Impfschäden an.
Minister Spahn appellierte abschließend:
„Wir haben viel Grund zur Zuversicht. Das Impfen wird immer schneller und klappt immer besser. Viele Menschen sind schon geschützt. Gleichzeitig braucht es weiterhin Umsicht und Vorsicht, weil wir noch im Abflauen dieser Welle sind. Die Inzidenzzahlen sind noch zu hoch. Wir haben bis hierhin die letzten 14 Monate gut zusammengehalten und ich denke, das werden wir auch die nächsten Monate.“