Corona-Schutzimpfung
10:22 · 22. September 2022

Beratung zur Corona-Schutzimpfung: Patient:innen bei ihrer Entscheidung unterstützen

Ein vertrauensvolles ärztliches Beratungsgespräch bildet eine fundierte Grundlage für eine informierte und sichere Entscheidung im Hinblick auf die Corona-Schutzimpfung. In diesem Artikel erfahren Sie mehr zum Thema Risikoabwägung bei der Impfung mit und für Patientinnen und Patienten.

Klären Sie Ihre Patientinnen über COVID-19 auf.

Um einem starken Anstieg der Infektionszahlen vorzubeugen und damit auch die Pandemie zu beenden, ist es wichtig, das Impftempo weiter hoch zu halten. Dazu zählt, auch Menschen, die der Corona-Schutzimpfung skeptisch gegenüberstehen, über Nutzen und Risiken aufzuklären.

Den Gemeinschaftsschutz aufbauen

Um den wichtigen Gemeinschaftsschutz gegen SARS-CoV-2 in Deutschland zu erreichen, ist laut Robert Koch-Institut eine hohe Grundimmunität der Bevölkerung notwendig. Der Gemeinschaftsschutz setzt sich aus der Impfquote und der Herdenimmunität zusammen. Für die Impfquote gilt: Die Menschen werden durch die Corona-Impfung immunisiert. Bei der Herdenimmunität spielen auch Genesene eine Rolle. Es gilt: Je höher die Impfquote, desto ausgeprägter ist auch der Gemeinschaftsschutz. In diesem Rahmen hat das Robert Koch-Institut (RKI) eine Zielimpfquote modelliert. Diese liegt aktuell bei einer vollständigen Impfung von mindestens 85% der 12 bis 59-Jährigen bzw. 90% der über 60-Jährigen. Aus diesem Grund sollte die Impfkampagne mit hoher Intensität weitergeführt werden. Manche Menschen sind jedoch noch unentschlossen oder lehnen eine Impfung ab.

Was aus wissenschaftlicher und medizinischer Sicht ein großer Erfolg war – die rasche Entwicklung innovativer, sicherer und wirksamer Impfstoffe – hat in der Wahrnehmung von einigen Menschen eine andere Seite: Manche befürchten, dass die Impfstoffe viel zu schnell entwickelt wurden, um sicher sein zu können. Anderen haben Zweifel an der neuen mRNA-Technologie. Einige sind grundsätzlich gegen das Impfen. Die Berichterstattung rund um seltene schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit den Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson hat ebenfalls zur Verunsicherung beigetragen. Und wieder andere hatten bisher weder Zeit noch Lust, sich um einen Impftermin zu kümmern.

Schlüsselrolle für Ärztinnen und Ärzte

Ärztinnen und Ärzten in Deutschland haben eine zentrale Rolle, um verunsicherte Menschen in ihrer persönlichen Nutzen-Risiko-Abwägung und Entscheidung fundiert zu unterstützen: Sie sind nah bei ihren Patientinnen und Patienten, sie haben mit ihrer Kompetenz einen großen Einfluss auf deren Meinungsbildung zu gesundheitlichen Themen. Und sie sind in der Lage, im individuellen Arzt-Patient-Gespräch persönlich aufzuklären. Im Fokus stehen dabei vor allem: der wissenschaftliche Kenntnisstand, das An- und Ernstnehmen von individuellen Sorgen und Fragen, die Vertrauensbildung, rationale Risikoabwägung und Verantwortungsübernahme für die Gemeinschaft.

Nutzen und Risiken der Corona-Schutzimpfung richtig einschätzen

Das Risiko einer schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwirkung (Nebenwirkung) nach einer COVID-19-Impfung ist sehr gering. Die Melderate für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen liegt bei gerade einmal 0,02 Prozent, das heißt  nur 1 von 5000 Meldungen unerwünschter Ereignisse nach einer Impfung ist schwerwiegend. Diese Melderate bezieht sich auf alle Verdachtsmeldungen, das heißt, ein ursächlicher Zusammenhang des gemeldeten Ereignisses mit der Impfung ist mit der Meldung noch nicht bestätigt.

Ungleich größer ist die Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken: Etwa 4 Prozent der in Deutschland an COVID-19 Erkrankten werden aktuell im Krankenhaus behandelt. Genau davor schützt die Impfung: Jeder der in Deutschland zugelassenen Impfstoffe weist eine hohe Schutzquote auf. Mehr zur Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe und möglichen Impfreaktionen finden Sie hier.

Deutliche Impfempfehlung aussprechen

Gerade in der Coronavirus-Pandemie sollte die Ärztin oder der Arzt eine der wichtigsten Informationsquellen für ihre Patientinnen und Patienten sein. Eine deutliche Empfehlung der Ärztin oder des Arztes dürfte in vielen Fällen von großer Bedeutung für die individuelle Impfentscheidung sein. Grundlage dafür ist ein vertrauensbildendes Gespräch, bei dem Risiken und Nebenwirkungen einer Impfung vernünftig und individuell gegen die Risiken einer Erkrankung mit COVID-19 abgewogen werden können. Sorgen, Ängste und Zweifel können in einem Gespräch erörtert sowie unzutreffende Informationen richtiggestellt und Mythen entkräftet werden. In dem Gespräch kann nicht zuletzt auch auf die Bedeutung jeder einzelnen Impfung hinsichtlich des Gemeinschaftsschutzes hingewiesen werden - einer Studie zufolge stellt das Wissen darum ein wichtiges Element in der Entscheidungsfindung vieler impfskeptischer Personen dar.

Praktische Barrieren abbauen

Auch praktische Hindernisse können ein Grund dafür sein, dass jemand sich nicht impfen lässt. Viele Arztpraxen vereinfachen daher Impfabläufe, indem sie zum Beispiel das Impfen ohne Termin oder Impfsprechstunden in den Abendstunden sowie an Wochenenden ermöglichen. Erinnerungs- oder Recallsysteme haben sich bewährt, ebenso Hinweisreize in der Praxis – zum Beispiel Poster, die dazu einladen, die Ärztin oder den Arzt auf die Corona-Schutzimpfung anzusprechen. Schon im Vorfeld können Informationen geteilt werden – viele Arztpraxen weisen bereits vor dem eigentlichen Impftermin auf ihrer Webseite auf die Impfung hin. Auch auf die Aufklärungsmaterialien zur Impfung sollte schon im Vorfeld hingewiesen werden.

Risikoabwägung In 7 Schritten

1. Grundhaltung etablieren und Sicherheit geben

„Heute steht Ihre Impfung an. Haben Sie dazu vorab Fragen an mich?“ Mit einem solchen Einstieg können Sie die Grundhaltung verdeutlichen, dass eine Corona-Schutzimpfung wichtig und notwendig ist. Das kann unsicheren Patientinnen und Patienten Sicherheit geben.

2. Empathie zeigen und Glaubwürdigkeit vermitteln

Zeigen Sie Empathie und betonen Sie Ihre Werte: Verständnis, Wertschätzung und Glaubwürdigkeit sind die Grundlagen eines vertrauensvollen Gesprächs. Besprechen und entkräften Sie Bedenken und Mythen. Gehen Sie kurz auf Ihre persönliche Rolle in der Eindämmung der Pandemie und Ihre Erfahrung mit COVID-19 ein. Kurze und verständliche Erklärungen wirken oft besser als lange und detaillierte Ausführungen.

3. Über Risiken von COVID-19 aufklären

Erklären Sie die Risiken einer Coronavirus-Infektion. Noch immer sind sich manche Menschen nicht bewusst, wie schwerwiegend eine COVID-19-Erkrankung und ihre Spätfolgen sein können. Lenken Sie die Diskussion sachlich weg von Mythen und Falschinformationen hin zu verlässlichen Informationen über die Krankheit, die man gemeinsam verhindern will.

4. Relevanz und Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfung erläutern

Verdeutlichen Sie die Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfung. Das Coronavirus ist in der Welt und wird nicht wieder verschwinden. Aller Voraussicht nach begegnet ihm früher oder später jede Bürgerin und jeder Bürger. Impfen ist der entscheidende Weg, um sich selbst zu schützen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und uns allen wieder ein normales Leben zu ermöglichen.

5. Gemeinschaftsschutz anführen

Weisen Sie auf die soziale Komponente einer Impfung hin, das Ziel eines Gemeinschaftsschutzes (Herdenimmunität). Studien haben gezeigt: Menschen sind impfbereiter, wenn sie verstehen, dass sie andere mitschützen.

6. Impfempfehlung aussprechen

Sprechen Sie eine starke persönliche Impfempfehlung aus. Als Ärztin oder Arzt sind Sie dabei die Vertrauensperson Nummer 1 für Ihre Patientinnen und Patienten.

7. Dialog offenhalten

Zeigen Sie sich auch weiterhin gesprächsbereit: Wer sich noch nicht zu einer Impfung durchringen kann, sollte sich sicher sein können und auch das Gefühl haben, jederzeit wiederkommen zu können. Laden Sie zu einem erneuten Gespräch ein und geben Sie Hinweise auf gute Informationsquellen.

Weitere Informationen:

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