Alles Wichtige zur COVID-19-Impfquote
Eine hohe Impfquote ist ein wichtiger Faktor für die Eindämmung der Pandemie. Wie viele Menschen in Deutschland sind bereits geimpft? Wie werden die Daten erhoben und wie verlässlich sind sie? Hier finden Sie Antworten auf wichtige Fragen.
Sie stellt den Impffortschritt in Deutschland dar und ist ein wichtiger Parameter zur Bewertung der Pandemielage: die COVID-19-Impfquote. Die Erhebung der entsprechenden Daten ist komplex und mit gewissen Unsicherheiten verbunden. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Zahlen aus unterschiedlichen Auswertungen voneinander abweichen. Warum das ein normales Phänomen bei der Datenerfassung ist und welche Erklärungs- und Lösungsansätze Expertinnen und Experten dafür haben, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wozu dient die Impfquote?
Die Impfquote zeigt, wie viele Menschen in Deutschland schon gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft sind. Diese Information ist wichtig, um nachvollziehen zu können, wie viele Bürgerinnen und Bürger bereits vor einem schweren COVID-19-Verlauf geschützt sind. Außerdem kann so der Bedarf an benötigtem Impfstoff besser ermittelt werden. Die inzwischen in Deutschland erreichte Impfquote ermöglicht zudem, schrittweise auf bestimmte Corona-Regeln zu verzichten: So können seit dem 20. März 2022 bundesweit viele Zugangs- und Kontaktbeschränkungen entfallen (zum Beispiel die 2G-Regel). Auch das Risiko, dass sich neue, gefährlichere Varianten des Coronavirus bilden und weiterverbreiten können, ist bei einer hohen Impfquote geringer.
Wie viele Menschen sich bereits für die Corona-Schutzimpfung entschieden haben, zeigt das Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums. Auch die Website des Robert Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht täglich aktuelle Zahlen zur Impfsituation in Deutschland. Wichtig zu wissen: Die Zahlen spiegeln immer nur einen Teil der Realität wider. So können Nachmeldungen und Korrekturen aus den Vortagen beispielsweise dazu führen, dass Impfungen erst zeitverzögert aufgeführt werden; nicht gemeldete Impfungen können gar nicht erscheinen. Eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem ist demnach nicht möglich – aus den verschiedenen Datenquellen lassen sich aber Schätzungen ableiten, die der Realität nahekommen und die beim Einschätzen der Gesamtsituation helfen. Beim Lesen der Daten ist es zudem wichtig, auf bestimmte Bezugsgrößen zu achten, mit denen die Zahlen veröffentlicht werden – dabei werden diese zum Beispiel bestimmten Altersgruppen oder Bundesländern zugeordnet. Es gilt also, genau zu prüfen, auf welche Gruppe sich die veröffentlichten Zahlen beziehen und auf welcher Datenbasis sie beruhen.
Wie wird die Impfquote in Deutschland erhoben?
Für die Ermittlung der COVID-19-Impfquoten ist das Robert Koch-Institut (RKI) zuständig und nutzt dazu das „Digitale Impfquotenmonitoring“ (DIM). Es basiert auf Daten, die die impfenden Stellen, d. h. unter anderem Impfzentren, mobile Impfteams, Arztpraxen, betriebsmedizinische Dienste und Apotheken dem RKI zur Verfügung stellen. Um den Impffortschritt in Deutschland so genau und aktuell wie möglich abbilden zu können, muss die Meldung der impfenden Stellen vollständig und zeitnah erfolgen. Wie genau das Meldeverfahren abläuft, ist gesetzlich vorgeschrieben (§ 4 Coronavirus-Impfverordnung).
Außerdem führt das RKI im Rahmen des Projekts „COVID-19-Impfquoten-Monitoring“ (kurz COVIMO) zusätzlich regelmäßige telefonische Befragungen durch. Dabei werden rund 1.000 Erwachsene ab 18 Jahren unter anderem zu ihrem Impfstatus befragt. Mehr über die beiden Monitoring-Verfahren erfahren Sie hier. Auch die Anzahl ausgelieferter Impfstoffe sowie künftig die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen werden bei den Schätzungen zur Impfquote berücksichtigt.
Wie verlässlich sind die Daten?
Bei der Ermittlung der Impfquote ist das RKI auf Daten angewiesen, die gewissen Unsicherheiten unterliegen – das kann zu abweichenden Ergebnissen bei den Erhebungen führen. Bereits im sechsten COVIMO-Report von Anfang August 2021 zeigte sich, dass die in COVIMO ermittelte Impfquote höher war als die im DIM erfassten Daten. Auch in den anschließenden Berichten ließ die Auswertung der Befragungen eine höhere Impfquote vermuten. Das RKI geht daher mittlerweile davon aus, dass die tatsächliche Impfquote in Deutschland um bis zu fünf Prozentpunkte höher ist, als die gemeldeten Daten es zeigen. Die berichteten COVID-19-Impfquoten im DIM sind daher als Mindestimpfquoten zu verstehen – das heißt man geht davon aus, dass mindestens (und nicht exakt) so viele Personen wie angegeben gegen COVID-19 geimpft sind. Abweichungen dieser Art sind normal, denn eine Garantie, dass alle impfenden Stellen ihre durchgeführten Impfungen zeitnah und zuverlässig übermitteln, gibt es nicht. Meldeprobleme können also dazu führen, dass die im DIM erhobenen Zahlen etwas zu niedrig ausfallen. Für eine zuverlässige Datenlage ist eine verlässliche Meldung aller impfenden Stellen daher besonders wichtig.
Auch die ergänzende COVIMO-Befragung birgt gewisse Unsicherheiten: Die Auswahl der rund 1.000 befragten Personen ist zwar repräsentativ, das heißt die Anzahl der Befragten ist groß genug, um stellvertretend für alle Erwachsenen in Deutschland zu stehen. Doch die Stichprobe kann die Realität nicht zu 100 Prozent abbilden, sondern nähert sich ihr nur so gut es geht an. Die Expertinnen und Experten des RKI prüfen die Zahlen deshalb immer ganz genau und suchen bei Abweichungen nach möglichen Erklärungsansätzen. So könnte es beispielsweise sein, dass mehr Impfbefürworterinnen und -befürworter als impfskeptische Menschen an der Umfrage teilgenommen haben und die aus den COVIMO-Daten errechnete Impfquote deshalb deutlich höher ist. Da die Befragung telefonisch und auf Deutsch stattgefunden hat, konnten Menschen ohne Telefonanschluss und mit mangelnden Deutschkenntnissen zudem nicht daran teilnehmen.
Unsicherheiten dieser Art sind ein bekanntes Phänomen bei der Erhebung von Zahlen, über die Fachleute in ihren Veröffentlichungen stets transparent berichten. Darüber hinaus bieten sie Erklärungen und Lösungsansätze für abweichende Ergebnisse. So werden die DIM-Daten beispielsweise mit den ausgelieferten Impfstoffdosen sowie künftig mit den Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen abgeglichen und die Befragung wird beim nächsten Mal auch in anderen Sprachen durchgeführt.
Mehr Hintergrundinformationen zur aktuellen Corona-Lage finden Sie in den Situations-
und Wochenberichten des RKI. Weitere Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie zudem in den FAQs zum Thema Impfquote.